Die Frage nach dem „wo“: Wahl des Geburtsortes

Für viele Frauen ist es selbstverständlich, dass ein Kind im Krankenhaus das Licht der Welt erblickt- doch es gibt noch weitere Orte, an denen Frauen ihr Kind zur Welt bringen können. Dieser Beitrag soll dazu dienen sich über die verschiedenen Geburtsorte mit Vor- und Nachteilen zu informieren. Es ist ratsam sich schon vor der Schwangerschaft oder gleich nach dem positiven Schwangerschaftstest Gedanken über den Geburtsort zu machen.

Wichtige Gedankenanstöße für die Wahl des richtigen Geburtsortes:

  • wo fühle ich mich am wohlsten?
  • was gibt mir Sicherheit und Halt?
  • wie kann ich mich am Besten entspannen und loslassen?
  • welche Aspekte sind mir für eine Geburt besonders wichtig?

Eine selbstbestimmte und sichere Geburt benötigt Ruhe, Sicherheit, vertraute Personen und Geduld!

Welche Geburtsorte stehen zur Auswahl?

  1. Krankenhaus: die Krankenhäuser lassen sich in verschiedene Versorgungsstufen für das Kind einteilen:
    1. Perinatalzentrum Level 1: Geburt kleiner SSW 29+0, Drillingsgeburten, schwere fetale oder mütterliche Erkrankungen, Neo- Intensiv mit Beatmungsplätzen
    2. Perinatalzentrum Level 2: SSW 29+0 bis 31+6, schwere schwangerschaftsassoziierte Erkrankungen, insulinpflichtige diabetische Stoffwechselstörung mit absehbarer Gefährdung des Fetus, Neo- Intensiv mit Beatmungsplätzen
    3. Perinataler Schwerpunkt (Stufe 3): SSW 32+0 bis 35+6, Wachstumsretardierung des Fetus, insulinpflichtige diabetische Stoffwechselstörung ohne absehbare Gefährdung des Fetus, Beatmungsplätze ohne Neo- Intensiv
    4. Geburtsklinik (Stufe 4): ab SSW 36+0, ohne zu erwartende Komplikationen

Die Geburt im Krankenhaus wird meist hauptsächlich durch Hebammen betreut- ein/e Arzt/Ärztin kommt oft erst zu Ende der Geburt dazu.

2. Hebammenpraxen und Geburtshäuser: sind Einrichtungen, welche ausschließlich von Hebammen geleitet werden. Unter der Geburt ist kein Arzt anwesend! Ein großer Vorteil der außerklinischen Geburtshilfe ist die 1:1- Betreuung und die deutliche niedrigere Interventionsrate. Frau lernt ihre Hebamme(n), welche an Tag X für sie zuständig sein wird/werden schon im Vorfeld kennen und es kann sich eine vertraute Bindung aufbauen. Die Geburt findet i.d.R. ambulant statt, d.h. die Eltern treten ca. 2-4 Stunden nach der Geburt die Heimreise an. Die Geburt im Geburtshaus ist im Zeitraum SSW 37+0 bis 42+0 möglich- die Anmeldung für die Geburt im Geburtshaus sollte sofort mit dem positiven Schwangerschaftstest erfolgen. Wichtig zu wissen ist, dass es sogenannte Ausschlusskriterien gibt (z.B. Placenta praevia, Beckenendlage), welche die außerklinische Geburt ausschließen.

3. Hausgeburt: wie der Name schon sagt, wird das Baby zu Hause in gewohnter und entspannter Atmosphäre geboren. Wichtig ist hierbei, sofort mit dem positiven Schwangerschaftstest Kontakt zu einer Hausgeburtshebamme aufzunehmen, da diese rar gesäht und aufgrund dessen oft schnell ausgebucht sind. Auch hier findet eine 1:1- Betreuung statt und ihr könnt während der Schwangerschaft ein vertrautes Verhältnis zu eurer Hausgeburtshebamme aufbauen. Die meisten Hausgeburtshebammen begleiten ebenfalls von SSW 37+0 bis 42+0. Ungefähr 2-4 Stunden nach der Geburt verlässt euch die Hebamme und sieht ein paar Stunden später oder spätestens am Folgetag nach euch. Auch hier gelten die Ausschlusskriterien, wodurch die Geburt zu Hause nicht ermöglicht werden kann.

Welche Vor- und Nachteile haben die einzelnen Geburtsorte?

  1. Krankenhaus:
    1. Vorteile: je nach Klinikausstattung habt ihr eine gute schulmedizinische Rundumbetreuung mit Intensivstation, Notkaiserschnitte rasch durchführbar, medizinisch notwendige Interventionen können schnell eingeleitet werden (z.B. Saugglocke, Dammschnitt etc.), verschiedenste Verfahren zur Schmerzlindern (z.B. PDA), Möglichkeit eines stationären Aufenthalts
    1. Nachteile: mangelnde 1:1- Betreuung durch Hebammenmangel, wegen Schichtsystem findet die Betreuung unter der Geburt oft durch mehrere Hebammen statt, häufig Dauer- CTG und häufige vaginale Untersuchungen, oft werden überschnell unnötige Interventionen ergriffen, ggf. Hemmung im Geburtsfortschritt durch die neue, ungewohnte Umgebung in der man sich nicht 100% wohl fühlt, ggf. wünscht man schneller Interventionen (z.B. PDA), da man weiß, dass man an der Quelle sitzt
  2. Hebammenpraxen/Geburtshäuser:
    1. Vorteile: ruhige, entspannte und bekannte Atmosphäre in der man sich wohlfühlt, 1:1- Betreuung, man gibt dem Geburtsprozess den Raum und die Zeit die er benötigt, deutlich weniger Interventionen, Kliniken sind oft nur wenige Minuten vom Geburtshaus entfernt, sodass eine eventuelle Verlegung zeitnah und in Ruhe durchführbar ist, alternative Methoden zur Schmerzlinderung (z.B. Akupunktur, Massagen), freie Wahl der Gebärposition wird unterstützt, weniger Geburtsverletzungen, ambulante Entbindung
    2. Nachteile: medizinisch notwendige Interventionen nur bedingt durchführbar (z.B. kein Kaiserschnitt, keine Saugglockengeburt etc.), Klinik zwar oft in unmittelbarer Nähe, dennoch ist das Geburtshaus meist ein paar Minuten entfernt, keine schulmedizinische Schmerzlinderung
  3. Hausgeburt:
    1. Vorteile: auch hier wird das Kind in einer ruhigen, entspannten und bekannten Umgebung und Atmosphäre geboren, 1:1- Betreuung, keine unnötigen Interventionen, man spart sich den Hinweg und somit den Ortswechsel, welcher starken Einfluss auf den Geburtsfortschritt haben kann, alternative Methoden zur Schmerzlinderung (z.B. Akupunktur, Massagen), freie Wahl der Gebärposition wird unterstützt
    2. Nachteile: medizinisch notwendige Interventionen nur bedingt durchführbar, ggf. befindet sich die Klinik ein Stück vom zu Hause entfernt, sodass beim Auftreten von Komplikationen eventuell der Rettungsdienst verständigt werden muss, um eine zügige Verlegung in eine Klinik stattfinden zu lassen. Allerdings sei gesagt, dass der Großteil der Verlegungen in Ruhe statt finden können (d.h. ihr fahrt privat mit eurer Hebamme in den Kreissaal).

Ich traue mir keine außerklinische Geburt zu- welche Möglichkeiten gibt es, die Geburt im Krankenhaus dennoch so selbstbestimmt und entspannt wie möglich zu erleben?

Gerade in der ersten Schwangerschaft sind viele Frauen verunsichert. Man weiß nicht, was auf einen zukommt und ob man diesem Ereignis gewachsen ist, wobei ich mir sicher bin, dass jede Frau auch beim ersten Kind einer Hausgeburt gewachsen ist!

Dennoch gibt es die Möglichkeit eine Beleghebamme zu kontaktieren (leider gibt es aktuell nicht mehr viele von ihnen), welche man in der Schwangerschaft über kennenlernen kann und dann zur Geburt in die Klinik kommt. Eine andere Möglichkeit besteht darin, eine Doula zu buchen. Sie greift in keinerlei medizinische Belange ein, sondern unterstützt auf emotionaler Ebene. Sie ist für euch da und vermittelt zwischen euch und den Geburtshelfern, wenn es nötig ist. Die Doula ist nur für euch und zu jeder Zeit anwesend, wenn ihr es wünscht. Leider ist die Doula Begleitung eine Selbstzahlerleistung- für einkommensschwache Familien, Alleinerziehende Mama´s oder Sternenkindeltern gibt es allerdings die Möglichkeit einer ehrenamtlichen Begleitung durch eine zertifizierte DiD- Doula.